Lebendige Gärten

Über lebendige Gärten

Ein lebendiger Garten bietet Lebensraum für eine reiche Insektenwelt, wie zum Beispiel Honigbienen, Wildbienen, Hummeln, Schwebfliegen, Schmetterlinge, Käfer und Libellen. Auch andere Kleinlebewesen finden sich ein - Vögel, Igel, Amphibien wie Frösche, Kröten, Lurche und reiches Bodenleben.

Verschiedenste Pflanzen, Stauden, Wildstauden, Kräuter, Duftpflanzen, Blütensträucher und Gehölze, verbunden durch eine standortgerechte Pflanzenverwendung, fügen sich im Garten zu einem natürlichen Gleichgewicht zusammen. Eine Auswahl, unter Berücksichtigung folgender Gesichtspunkte, lässt die verwendeten Pflanzen 'glücklich' und mit möglichst geringem Pflegeaufwand wachsen:

- die Lichtverhältnisse (sonnig, absonnig, halbschattig, schattig),

- die Feuchtigkeitsverhältnisse (trockener, frischer, feuchter, nasser Boden),

- die Lebensbereiche der Stauden (Gehölz, Gehölz-Rand, Freifläche, Steinanlage, Alpinum, Beet, Wasser-Rand, Wasser) und

- die damit verbundenen Bodenverhältnisse (steinig-druchlässige - , sandige - , sandig-lehmige - , lehmhaltige Böden, basenreiche oder saure Böden).

Zusammenfassend also die Standortverhältnisse am ursprünglichen Naturstandort der Pflanzen.

Bei der Auswahl insektenfreundlicher Pflanzen sollte besonderer Wert auf den Nektar- und Pollen-Reichtum der Blüten gelegt werden. Besonders züchterisch kaum veränderte Stauden, sogenannte Wildstauden, wirken anziehend. Seien sie nun einheimisch oder aus aller Welt (Europa, Amerika oder Asien). Ihre Blüten sind häufig eher kleinblütig, ungefüllt und verfügen über viele Staubgefäße. Zusammengefasst zu größeren Blütenständen und häufig gut duften, wirken sie besonders anziehend.

Nach Möglichkeit sollte der Speiseplan im Garten vielfältig sein und zu allen Jahreszeiten etwas Nährendes zu bieten haben. Karl Foerster lässt grüßen mit seinen Worten 'Es wird durchgeblüht!' und so fließen die einzelnen Jahreszeiten bündig ineinander über:

Vorfrühling

(Ende Februar bis Mitte April)

Buschwindröschen (Anemone nemorosa)
Frühlings-Christrose (Helleborus Orientalis - Hybride)
Lungenkraut (Pulmonaria officinalis)
Duft-Veilchen (Viola odorata)
Lerchensporn (Corydalis solida) – Zwiebelblüher
Elfen-Krokus (Crocus tommasinianus) – Zwiebelblüher
Frühlings-Alpenveilchen (Cyclamen coum) – Zwiebelblüher
Winterling (Eranthis hyemalis) – Zwiebelblüher
Schneeglöckchen (Galanthus nivalis) – Zwiebelblüher
Blaustern (Scilla bifolia) – Zwiebelblüher

Wintermilde Perioden oder geschützte Pflanzplätze lassen die ersten Blüten dieser Pflanzen bereits früh erblühen. Erwacht durch die wärmenden Sonnenstrahlen machen hier und da Hummeln und Bienen bereits erste Ausflüge und lassen sich von den Blütendüften anziehen. Viele dieser Pflanzen lassen sich eher dem Gehölz-Rand zuordnen. Sie nutzen durch ihre frühe Blüte die laubfreie Zeit, in der die ersten wärmenden Sonnenstrahlen den Boden erreichen. In der Humusschicht aus dem Falllaub der Gehölze finden sie ein geeigneten Lebensraum. Einmal angesiedelt, entwickeln sie sich ungestört zu größeren Kolonien.

Die Anlage eines 'Frühlingsweges' in Hausnähe könnte eine Idee sein, um auf kurzen Wegen und auch bei nicht so gutem Wetter die ersten Farbtupfer zu genießen. Die bereits bei den ersten warmen Sonnenstrahlen erwachende Insektenwelt ist dankbar für jedes frühe Nahrungsangebot.


Frühling

(Mitte April bis Ende Mai)

Akelei (Aquilegia vulgaris)
Bergenien (Bergenia Hybride 'David')
Kaukasusvergißmeinicht (Brunnera macrophylla)
Maiglöckchen (Convallaria majalis)
Elfenblume (Epimedium pinnatum ssp. colchicum)
Wolfsmilch (Euphorbia polychroma)
Frühlings-Platterbse (Lathyrus vernus)
Frühlings-Gedenkmein (Omphalodes verna)
Teppich-Phlox (Phlox subulata)
Kissen-Primel (Primula vulgaris)
Teppich-Ungarwurz (Waldsteinia ternata)
Vergißmeinicht (Myosotis sylvestris) – zweijährige Pflanze
Traubenhyanzinten (Muscari armeniacum) – Zwiebelblüher
Dichternarzisse (Narcissus poeticus) – Zwiebelblüher
Wildtulpen (Tulipa tarda) - Zwiebelblüher
Scheinquitte (Chenomeles Hybride) – Strauch
Kirschapfel (Malus Hybride 'Evereste') – Baum
Duft-Schneeball (Viburnum carlesii) – Strauch


Frühsommer

(Ende Mai bis Ende Juni)

Frauenmantel (Alchemilla vulgaris, A. venosa)
Sterndolde (Astrantia major 'Buckland')
Hängepolster-Glockenblume (Campanula porscharskyana)
Berg-Flockenblume (Centaurea montana 'Lady Flora Hastings')
Riesenschleierkraut (Crambe cordifolia)
Fingerhut (Digitalis purpurea)
Storchschnabel (Geranium phaeum, G. pratense, G. renardii)
Nachtviole (Hesperis matronalis)
Sibirische Iris (Iris sibirica)
Mondviole (Lunaria rediviva)
Katzenminze (Nepeta x fassenii 'Walkers Low')
Edel-Pfingstrose (Paeonia Lactiflora - Hybride 'Jan van Leeuwen')
Aufrechtes Fingerkraut (Potentilla recta 'Sulphurea')
Woll-Ziest (Stachys byzantina)
Küchen-Salbei (Salvia officinalis) – Kräuter
Sternkugel-Lauch (Allium christophii) – Zwiebelblüher


Hochsommer

(Ende Juni bis Mitte August)

Sommer-Aster (Aster x frikartii 'Mönch')
Steinquendel (Calamintha nepeta)
Kugeldistel (Echinops babaticus 'Taplow Blue')
Edeldistel (Eryngium planum)
Steppen-Wolfsmilch (Euphrobia seguieriana ssp. niciciana)
Prachtkerze (Gaura lindheimeri)
Schönaster (Kalimeris incisa 'Madiva')
Acker-Witwenblume (Knautia arvensis)
Lavendel (Lavandula angustifolia)
Sommer-Margerite (Leucanthemum x superbum)
Blutweiderich (Lythrum salicaria)
Indianernessel (Mornarda Fistulosa - Hybride 'Vintage Wine')
Sommer-Phlox (Phlox paniculata)
Steppen-Salbei (Salvia nemorosa 'Caradonna')
Tauben-Skabiose (Scabiosa columbaria)
Schleier-Eisenkraut (Verbena bonariensis)
Borretsch (Borago officinalis) – Kräuter
Ysop (Hyssopus officinalis 'Himmelblau') – Kräuter
Herzgespann (Leonurus cardiaca) – Heilpflanze
Oregano (Oregano vulgare 'Compactum' / 'Rosenkuppel') – Kräuter
Stockrosen (Alcea rosea) – zweijährige Pflanze
Ringelblume (Calendula officinalis) – einjährige Pflanze
Nachtkerze (Oenothera biennis) – zweijährige Pflanze
Bienenbaum (Euodia hupehensis) – Baum
Schmetterlingsflieder (Buddleya davidii) – Strauch


Spätsommer

(Mitte August bis Ende September)

September-Silberkerze (Cimicifuga ramosa)
Stauden-Clematis (Clematis x jouiniana 'Praecox', 'Mrs. Robert Brydon)
Wasserdost (Eupatorium maculatum 'Atropurpureum')
Storchschnabel (Geranium Hybride 'Salome', 'Rozanne')
Sonnenbraut (Helenium Hybride 'El Dorado')
Stauden-Sonnenblume (Helinathus Microcephalus - Hybride 'Carine')
Kerzen-Knöterich (Polygonum amplexicaule 'Alba')
Sonnenhut (Rudbeckia fulgida)
Fetthenne (Sedum Hybride 'Matrona')
Goldrute (Solidago rugosa 'Golden Rain')
Kandelaberehrenpreis (Veronicastrum virginicum 'Pink Glow')
Fenchel (Foeniculum vulgare) – Kräuter
Zinnie (Zinnia elegans) – einjährige Pflanze
Wegwarte (Cichorium intybus) – zweijährige Pflanze
Dahlien (Dahlia Hybride 'Bishop of Llandaff') – nicht winterharte Pflanze
Sieben-Söhne-des-Himmels-Baum (Heptacodium miconioides) – Baum


Herbst

(Anfang Oktober bis Anfang November)

Herbst-Anemone (Anemone Japonica - Hybride 'Honorine Jobert')
Herbst-Eisenhut (Aconitum carmichaelii 'Arendsii')
Herbst-Aster (Aster dumosus, A. novae-angliae, A. lateriflorus var. horizon. 'Lady in Black', A. ericoides f. prostr. 'Snowflurry')
Bergenie (Bergenia Hybride 'Herbstblüte')
Herbst-Chrysantheme (Chrysanthemum Indicum - Hybride 'Poesie')
Oktobermargerite (Leucanthemella serotina 'Herbststern')
Herbst-Zeitlose (Colchicum autumnale) – Zwiebelblüher
Herbst-Alpenveilchen (Cyclamen hederofolium) – Zwiebelblüher


Spätherbst

(Anfang November bis Anfang Dezember)

In manchen Jahren kommt der erste Frost spät. Oder es gab erste kurze Nächte um den Gefrierpunkt, die den noch vorhandenen Blütenknospen nichts anhaben konnten.

Es finden sich unter den herbstblühenden Stauden immer wieder besonders spät blühende Vertreter. Oder eigentlich sommerblühende Stauden werden durch einen frühen Rückschnitt zu einer zweiten Blüte angeregt, die dann besonders lang währt. Sie bieten an schönen Tagen somit immer noch fleißigen Insekten Nahrung.


Glatte Aster (Aster laevis)
Bergenie (Bergenia Hybride 'Herbstblüte')
Schafgarbe (Achillea Filipendula - Hybride 'Credo')
Mädchenauge (Coreopsis Hybride 'Full Moon')
Storchschnabel (Geranium Hybride 'Rozanne')


Winter 

(Anfang Dezember bis Ende Februar)

Winterzeit - Ruhezeit. Die Insekten- und Pflanzenwelt kommt, bedingt durch niedrige Temperaturen, zur Ruhe.

Oder nicht ganz. Verschiedenste winterblühende Gehölze können als Bindeglied beim Nahrungsangebot für Insekten dienen. Sie öffnen in wintermilden Perioden ihre Blüten und verströmen ihren süßen Duft. Angesiedelt in Hausnähe und zum Teil etwas geschützt platziert, können sie die Kulisse bilden, in der sich Vorfrühlingsblüher wohl fühlen. Auch besonders früh blühende Stauden lassen sich verwenden.

Nieswurz (Helleborus foetidus)
Christrose (Helleborus niger)
Kornelkirsche (Cornus maas) – Strauch
Winterblühende Heckenkirsche (Lonicera x purpusii) – Strauch
Winterblühende Zierkirsche (Prunus subhirtella 'Autumnalis') – Baum
Zaubernuß (Hamamelis x intermedia) – Strauch
Winterblüte (Chimonanthus praecox) – Strauch
Winter-Schneeball (Viburnum x bodnantense 'Dawn') – Strauch

Solch ein lebendiger Garten aus insektenfreundlichen Pflanzen bietet reichlich Nahrung. Auch räuberisch lebende Lebewesen finden hier einen geeigneten Lebensraum. Nisthilfen für Vögel und Wildbienen, Futterpflanzen für eine nächste Schmetterling Generation, ebenso wie kleine Tümpel oder im Boden eingelassene Wasserbehälter mit Verlandungszone werden gerne angenommen.

Die Samenstände der spät blühenden Wild- und Gartenstauden sollten nach Möglichkeit erst zum Ende des Winter zurückgeschnitten werden. In den hohlen Stängeln finden viele Insekten Unterschlupf. Diese werden gern von insektenfressenden Vögeln abgesucht. Auch die 'Körnerfresser' finden in den Samenständen und an Fruchtschmuck tragenden Gehölzen reichlich Nahrung. Wintergrüne Gehölze bieten in kalten und windigen Perioden zur Winterzeit Rückzugsorte für heimische Vögel. Auch lässt eine solch immergrüne Kulisse den Garten im Winter ansehnlich wirken. Durch Raureif und Schnee entstehen schöne Winterbilder, die durch einen Blick aus dem Fenster vom Haus aus oder auf einem winterlichen Spaziergang durch den Garten genossen werden können.

Alles steht miteinander in Verbindung und auf gute Weise im Gleichgewicht.